Politischer Hokuspokus

Abrakadabra, Simsalabim, und der Stau ist hin. Die TCS-Initiative gaukelt vor, dass der Kanton Zürich staufrei werden könnte, wenn man ihr zustimmt - diese Haltung teilt nicht einmal der Regierungsrat. Das Instrument einer Standesinitiative hat in Bern dieselbe Wirkung wie eine parlamentarische Motion. Der TCS hätte einem seiner Vertreter im Nationalrat eine vorformulierte Motion zur Einreichung geben können.

Dies tat er nicht und setzt stattdessen auf einen unverbindlichen PR-Gag.

 
Die Initiative will bis 2025 einen Strauss von Autobahnen realisiert sehen, der alle zur Verfügung stehenden Bundesmitteln für den Nationalstrassenbau im Kanton Zürich verschlingen würde; angesichts der föderalistischen Verteilung der Bundesmittel eine Illusion. Der Anti-Zürich-Reflex der eidgenössischen Räte ist vorprogrammiert.

Seit 2008 arbeitet der Kanton in der Metropolitankonferenz Zürich mit. Gemeinsam mit 8 Kantonen und über 100 Gemeinden wurde ein Verkehrskonzept verfasst mit einer Priorisierung von Projekten für den öffentlichen und den motorisierten Verkehr. Das Konzept legt das Gewicht auf Massnahmen zur Umlagerung des Verkehrs von der Strasse auf die Schiene, mit dem Fokus auf Verkehrssteuerung und die intelligente Nutzung des Strassenraums. Gemäss Raumplanungsgesetz steht der haushälterische Umgang mit dem Boden zuvorderst. Dies ist nur möglich in einem Verbund von Kantonen, die eine raumplanerische Vision teilen und diese umsetzen wollen. Die Initiative ignoriert jede koordinative Bemühung der kantonalen Regierungen der Ost- und Zentralschweiz, wo gegen 1,9 Millionen Personen leben, und setzt sich über das konsensual erarbeitete Konzept hinweg.

Der Boden wird knapp, und wir sind gezwungen, neue Wege in der Mobilität zu beschreiten. Die kombinierte Mobilität (öffentlicher Verkehr sowie ein Fahrzeug auf Zeit) ist für den Privat- und Businessgebrauch breit akzeptiert. Der Trend zum Nutzen statt Besitzen hat die urbane Bevölkerung schon seit Jahren überzeugt. Mehr als 54 Prozent der Stadtzürcher besitzen kein Motorfahrzeug. Die Anwenderin von kombinierter Mobilität kommt entspannt, pünktlich und vorbereitet am Zielort an. Berufstätige, die länger als eine halbe Stunde Zug fahren, sind in dieser Zeit produktiv tätig. Mails und Telefonate können erledigt, Unterlagen studiert werden. Da die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung im Dienstleistungssektor tätig ist, ist das Gewicht der mitgeführten Unterlagen bescheiden. Eine Tonne Fahrzeug mitzuführen, ist dagegen wesentlich ineffizienter.

Ein vielversprechender Trend sind die Möglichkeiten, zu Hause zu arbeiten. Der nationale Home Office Day vom 19. Mai dieses Jahres wurde von 40 800 Personen wahrgenommen und hat mehr als 900 Stunden Pendelzeit eingespart – abgesehen von der Reduktion an CO2 und der erhöhten Lebensqualität. Medizinische Untersuchungen ergaben, dass sich das Arbeiten zu Hause positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirkt. Das Stressniveau ist wesentlich geringer, und es werden weniger Burnouts verzeichnet.

Jetzt braucht es verbindliche Alternativen zu den Verkehrslawinen statt sinnlose Wünsche nach Strasse. Deshalb Nein zur Volksinitiative «Stau weg!».

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